Libyen kommt nicht zur Ruhe. Während Gaddafis Truppen mit aller Macht versuchen die Aufständischen aus den eroberten Städten zu drängen und keine Rücksicht auf die eigenen Landsleute nehmen, reagiert Gaddafi offensichtlich immer wirrer. Er klammert sich an seine Anhänger und hält Reden, die das Staatsfernsehen ausstrahlt und die den Westen nur staunen lässt. Zum wiederholten Male bezichtigte er die Aufständischen als eine Bande von Verrätern und machte Al-Kaida für die Ereignisse in seinem Land verantwortlich. Gleichzeitig stellte er eine abstruse Behauptung auf.
Nicht nur das Al-Kaida im Allgemeinen für die Unruhen verantwortlich sein soll, Gaddafi sprach mit ernster Mine davon, dass das Terror-Netzwerk Jugendlichen Drogen verabreiche und sie so zum Kampf gegen ihn anstachele. Weiterhin ist Gaddafi davon überzeugt, dass sich Frankreich, die USA und Großbritannien gegen ihn verschworen haben und die Ölfelder in Libyen unter ihre Kontrolle bringen wollen.
Unterdessen wächst der militärische Druck auf die Aufständischen. Zahlreiche Luftangriffe und gezielter Raketenbeschuss hinderte die Aufständischen an einem weiteren Vorrücken. Am Dienstag war die Stadt Sawija, die unweit von Tripolis entfernt liegt, heftig umkämpft und die Meldungen zur Lage sind widersprüchlich. Da mittlerweile Telefon- und Internetverbindungen gekappt sind, kann kaum eine verlässliche Aussage getroffen werden. Aufständische und Gaddafi-Getreue behaupten gegenseitig die Kontrolle über die Stadt zu haben. Augenzeugen zufolge soll die Brutalität in der Stadt aber enorm zugenommen haben, so sollen Gaddafi-Anhänger wahllos auf Wohngebäude und Zivilisten geschossen haben. Die Krankenhäuser sind mittlerweile komplett überfüllt und die Zahl der Toten nimmt stetig zu.
Wie erst jetzt bekannt wurde, hinderten Gaddafi-Truppen Gastarbeiter auch an der Flucht aus Libyen. Über 30.000 Gastarbeiter wurden demnach an ihrer Flucht gehindert, sie wurden regelrecht zusammengetrieben und zur Arbeit in der Hauptstadt Tripolis gezwungen. Die Zustände in Libyen scheinen immer chaotischer zu werden, immer undurchsichtiger ist die Lage. Mit jedem Tag wächst der Druck auf die westliche Staatengemeinschaft sich einer Flugverbots-Zone anzunehmen, eine Entscheidung hierüber scheint jedoch im Moment undenkbar.