Es ist aktuell die Frage aller Fragen: Soll Griechenland um jeden Preis gerettet werden, oder ist eine griechische Staatspleite für die anderen EU-Länder auf dauer die günstigere Variante? Für Bundeskanzlerin Angela Merkel ist die Sache klar: Griechenland muss gerettet werden – ganz im Wiederspruch zu Alt-Kanzler Helmut Kohl.
Eine Umschuldung hätte „den negativen Effekt, dass sich auch andere Länder nicht mehr so anstrengen“, sagte Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) im ARD-Sommerinterview in Berlin. Außerdem betonte Sie ihre Aussage vom Beginn der Euro-Krise (2008), dass wir als Exportnation den Euro brauchen und dass wir deshalb ein besonderes Interesse an einer Genesung Griechenlands hätten.
Um die Deutschen zu beruhigen versicherte Merkel erneut, dass Gelder und Spareinlagen der deutschen Bürger sicher seien. Doch wie will Sie das Garantieren? Griechische Staatsanleihen sind mittlerweile zu einem höchstspekulativen Geschäft geworden. Immer mehr Ökonomen halten einen Schuldenschnitt, d.h. den endgültigen Staatsbankrott Griechenlands für die einzig sinnvolle Entscheidung, weil dadurch nicht noch mehr Geld in das „schwarze Loch Griechenland“ gepumpt wird.
Zwar sind Hilfen für Griechenland an ein enormes Sparpaket der griechischen Regierung von 78 Milliarden Euro bis 2015 geknüpft, allerdings sind die meisten Griechen selbst nicht bereit auf ihren aktuellen Lebensstandard zu verzichten. Zudem sind die Sparpläne auch sehr einseitig verteilt: während die Wohlhabenden weiterhin ihre Steuervorteile behalten treffen die Sparpläne vor allem die Sozialschwachen. Immer wieder gibt es Großdemonstrationen gegen die Sparpläne von Ministerpräsident Giorgos Papandreou.
Angela Merkel steckt in der Zwickmühle: zwar ist der Euro ein europäisches Ideal für die Einigkeit, allerdings kann diese Einigkeit auch Deutschland teuer zu stehen kommen. Wie soll sie einem Land aus den Schulden helfen, dessen Regierung und Einwohner trotz enormer Spardrucks weiterhin viel höhere Ausgaben als Einnahmen vorweist?